Einsatzbereiche der EEH

 

Begleitung in der Schwangerschaft

Die stabilisierende Arbeitsweise der EEH bietet in der Schwangerschaft die Möglichkeit, die Verbindung zwischen Mutter und Baby sicher zu vertiefen. Die Massage „Bindung durch Berührung“ (BdB) ermöglicht einen achtsamen Umgang mit sich selbst und zudem eine tiefere Kontaktaufnahme zum Kind. Durch das eigene Erfahren der Massage ist es für die Mutter dann auch möglich, ihr Baby direkt nach der Geburt selbst zu massieren.

Wenn eine vorausgegangene Geburt eine überwältigende Erfahrung war (z.B. Geburt durch Kaiserschnitt oder Saugglocke, Fehlgeburt, belastende Geburt) kann es sein, dass die aktuelle Schwangerschaft das Erlebnis der vergangenen Geburt wieder aktualisiert. Durch sanfte körperorientierte Methoden und begleitende Gespräche kann eine Stabilisierung und Lösung gelingen.

Dies gilt auch für die Unterstützung bei belastenden Angst- und Stresszuständen in der Schwangerschaft. Betroffen sein können hierbei Väter ebenso wie Mütter.

 

Hilfe und Begleitung nach schwerer Geburt

Die Geburt stellt für alle beteiligten Familienmitglieder eine große Herausforderung dar und sie ist ein ganz besonderes Erlebnis. In der Regel ist sie verbunden mit Schmerz und Anstrengung, aber schließlich auch mit Freude, Glück und Dankbarkeit, wenn es gut geklappt hat und alle wohlauf sind. 

Ist die Geburt nun für einen oder mehrere Beteiligte eine belastende Erfahrung gewesen, kann es sein, dass die Freude auch noch Tage und Wochen nach der Geburt getrübt ist. Möglicherweise treten Stimmungsschwankungen, Appetitverlust, verstärkte Schlaflosigkeit oder Ängste auf. Eventuell sind auch die bloßen Gedanken an die Geburt eine große Belastung, lassen einen aber nicht los.

Auch beim Kind können Unruhezustände und hohe körperliche Anspannung wie auch übermäßige Schreiphasen mit einer als belastend erlebten Geburt zusammen hängen.

Wir nähern uns dem Prozess sehr sanft und versuchen mit stabilisierenden und stärkenden Methoden das Geburtserleben Stück für Stück zu verdauen und eine gesicherte Betrachtungsweise zu erlangen. Dies ist auch möglich, wenn die Geburt schon lange Zeit zurückliegt.

 

Begleitung bei Krisen im Wochenbett

Mit der Geburt eines Kindes tritt wohl für alle Eltern eine grundlegende Wende im Leben ein. Die in der Schwangerschaft phantasierten Gedanken an die Zeit mit dem Baby lassen sich beliebig hervorrufen, verdrängen oder variieren. Ist das Baby dann geboren, fordert es eine hohe Präsenz und Aufmerksamkeit rund um die Uhr. Das Neugeborene wie auch seine Eltern erleben einen Prozess der absoluten Neuorientierung. Neben geändertem Tag- Nachtrhythmus, Herausforderungen beim Anziehen und Wickeln, natürlichen Rückbildungs- und Stillprozessen und Hormonumstellungen müssen eventuell auch Veränderungen in der Paarkonstellation (vom Paar zur Elternschaft), Geschwisterrivalitäten sowie die Verarbeitung der Geburt bewältigt werden.

Emotionelle oder körperliche Krisen können auftreten und können zeitweise einen heftigen Verlauf nehmen. Möglicherweise schreien die Babys untröstlich, vermeiden Blickkontakt, sind schreckhaft, unkoordiniert in ihren Bewegungen und haben Ein- oder Durchschlafprobleme. Dies führt zu ständiger Alarmbereitschaft bei den Eltern, macht nervös und übersensibel. Nicht selten weinen auch die Eltern und zweifeln an ihrer Fähigkeit als Mutter und Vater. Sie trauen ihrer Intuition nicht mehr. Verzweiflung breitet sich aus.

Individuell und familienorientiert wird geschaut, welche körperorientierten Methoden, gestützt von beratenden Gesprächen, helfen können.

 

 

Begleitung von Eltern mit Babys, die untröstlich weinen

Das ursprüngliche Einsatzgebiet der EEH  lag in der Begleitung von Eltern mit untröstlich weinenden Babys in der Zeit nach der Geburt.

Ein Baby, das untröstlich weint, vielleicht mehrere Stunden am Tag und mehrere Tage nacheinander, stellt die begleitenden Eltern vor eine große Herausforderung. Oft wird alles Mögliche versucht, um das Baby zu beruhigen: Schuckeln, stundenlanges Umhertragen, Schnuller, Stillen, Autofahren, Fön, …und oft ohne das erwünschte Ergebnis von Entspannung und Lösung. In dem Verständnis der EEH versuchen wir das Baby haltgebend dabei zu begleiten, seine Geschichte zu erzählen und dabei Trost und Sicherheit zu vermitteln.  Die Lösung wird nicht beim Kind gesucht. Das Kind wird vielmehr durch die liebevolle und stützende Begleitung der Eltern sicher durch den Schreiprozess begleitet.

Die zentrale Idee ist die Unterstützung und Bewahrung der emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind von Anfang an. Die EEH geht hierbei davon aus, dass ein entspannter Körper und eine feinfühlige Selbstwahrnehmung die Möglichkeit der emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind vertieft bzw. ermöglicht.

Die Arbeit mit sanften, körperorientierten Methoden schafft hier einen guten Zugang.

Über Atemtechniken, Körperwahrnehmung und Achtsamkeitsschulung stärken wir die Selbstwahrnehmung und Zentrierung. So finden die Eltern Orientierung und Sicherheit im eigenen Körper, die sie an ihr Kind weitergeben können.

Die Babys können zudem durch eine spezielle Massage begleitet werden. Wir nennen diese „Bindung durch Berührung“, kurz BdB. Hierbei bekommt das Baby schmetterlingsleichte Berührungen und Streichungen, die seine Öffnung und Bindungsbereitschaft unterstützen.

Die Selbstwahrnehmung und die Verbindung zum eigenen Körper wird gestärkt. Diese Stärkung der Selbstverbundenheit bildet nach Schock, Trauma und allgemein belastenden Situationen eine Basis der Selbststabilisierung.